Dass wir uns alle als ungleich empfinden, macht uns zu Mitgliedern einer modernen Gesellschaft. Modern sind wir, weil wir Zeitgenossen einer Gesellschaft sind, die ihre Besonderheit darin sieht, ständische Strukturen hinter sich zu lassen. Das erscheint uns heute so selbstverständlich, ist aber – wenn man zurückschaut – doch erklärungsbedürftig, weil ja Unterschiede zwischen reichen und armen Menschen, zwischen Adeligen und Bauern, zwischen Männern und Frauen, zwischen Zivilisierten und Barbaren, die jedes Kind sehen konnte, für irrelevant erklärt wurden.
Das Emanzipationsversprechen der modernen Gesellschaft reaktualisiert sich in solchen Sätzen wie diesen ständig wieder neu. Wer dies liest, fragt sich sofort, ob all die Gleichheiten auch da sind. Sind sie nicht.
In meinen Studien beschäftige ich mich mit der Fragestellung, wie ein modernes Ungleichheitsempfinden funktioniert. Mit Hilfe der Begriffe Symmetrie und Asymmetrie rekonstruiere ich sowohl moderne Gleichheitspostulate als auch deren Grenzen.